Der erste Griff – und der letzte Blick

Wie oft greifen wir morgens noch vor dem Aufstehen zum Smartphone – und lassen abends den Tag mit einem endlosen Scroll beenden? Aus Angst, etwas zu verpassen – oder mit der Ausrede, für Notfälle erreichbar sein zu müssen. Doch seien wir ehrlich: Wie viele echte Notfälle gab es in den letzten Jahren wirklich? Und was passiert mit unserer Seele, wenn der Blick nach innen ständig durch den Blick auf den Bildschirm ersetzt wird?

Der stille Dieb unserer Aufmerksamkeit

Du öffnest morgens die Augen – und noch bevor du tief durchatmest oder dich streckst, greift deine Hand fast automatisch nach dem Smartphone. Die Nacht liegt noch auf deinem Körper, aber dein Geist ist schon auf Instagram, in E-Mails, auf WhatsApp. Abends, kurz vor dem Einschlafen, das gleiche Ritual. Vielleicht war der Tag anstrengend, vielleicht war er erfüllend – aber statt ihm in Stille zu begegnen, schenken wir die letzten Minuten unserer wachen Zeit TikTok-Videos, Instagram, Facebook, News-Apps oder Chatverläufen, die auch bis morgen warten könnten. Wir nennen das "Alltag". In Wahrheit ist es Entfremdung.

"Wherever you are, be all there."  - Jim Elliot

Die Ausrede mit dem Notfall

"Was, wenn etwas mit den Kindern ist?"
"Was, wenn ein Notfall passiert? "Natürlich: Es ist ein menschliches Bedürfnis, für seine Liebsten erreichbar sein zu wollen. Doch stell dir einmal ehrlich die Frage:
Wie viele echte Notfälle haben dich in den letzten fünf Jahren mitten in der Nacht oder ganz früh morgens erreicht? Waren es wirklich viele? Oder gar keiner? 

Und noch wichtiger: Welche Qualität hättest du deinem Leben schenken können, wenn du diesen Raum – die ersten 30 Minuten nach dem Aufwachen und die letzten 30 Minuten vor dem Einschlafen – ganz bewusst gestaltet hättest?

Mit Atem. Mit Stille. Mit Dankbarkeit.

Die verlorene Stunde – jeden Tag

Statistiken sagen, dass wir im Schnitt über 3 Stunden täglich am Smartphone verbringen. Das sind im Jahr über 1.000 Stunden – mehr als 40 volle Tage. Was könntest du mit dieser Zeit tun?

  • Ein Buch lesen.
  • Ein Instrument lernen.
  • Mehr mit deinen Kindern spielen.
  • Spaziergänge machen.
  • Meditieren.
  • Beten.
  • Lieben.

Digitales Fasten als Akt der Selbstliebe

Ich lade dich ein: Wage ein Experiment. Mache dein Schlafzimmer zur bildschirmfreien Zone. Kaufe dir einen Wecker.
Lege das Smartphone abends spätestens um 21 Uhr zur Seite – und greife morgens erst nach deinem ersten Kaffee oder deinem ersten tiefen Atemzug danach. Stelle dir täglich zwei Fragen:

"Was ruft mich heute wirklich?"

"Wie kann ich präsent sein – für mich, für das Leben, für meine Mitmenschen?"

"Du bist nicht auf der Welt, um ständig erreichbar zu sein. Du bist hier, um zu leben."

Ein letzter Gedanke

Das Smartphone ist nicht der Feind.
Es ist ein Werkzeug.
Aber wie jedes Werkzeug, verändert es dich – je nachdem, wie bewusst du es benutzt.

Und vielleicht… ist der wichtigste Notfall nicht da draussen. Vielleicht ist der wahre Notfall in deinem Inneren – dort, wo deine Seele verhungert, während dein Daumen durch fremdes Leben scrollt.

Achtsam leben heisst, dich selbst nicht zu verlieren – auch nicht im digitalen Rausch.

Liebe Grüsse Patrik